Kulturveranstaltung der Landsmannschaften Ostpreußen gemeinsam mit den Schlesiern

am 5. Juli 2015 auf Schloss Burg (Manfred Göttlicher, Pressebericht SN)      

Zum wiederholten Male hatte die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe NRW  zu einer Kulturveranstaltung auf Schloss Burg, Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen, eingeladen. Das Anliegen ist rasch umschrieben:  im Rahmen eines bunten Programmes galt es, der Sache der deutschen Heimatvertriebenen sowie der  Heimatverbliebenen zu dienen; an diesem Tag wollte man das gemeinsam  mit den Schlesiern tun. Der landsmannschaftliche Schulterschluss, den die Schlesier gerne eingegangen sind, kann wohl als erfreulicher Erfolg bezeichnet werden. Vor der nicht nur malerischen sondern auch ehr- und denkwürdigen Kulisse von Schloss Burg war es wieder gelungen, einen Außenraum zu gestalten, in dem Unterhaltung, Gastlichkeit und natürlich auch Informationsvermittlung sich einträchtig entfalten konnten.  Der strahlende Sonnenschein trug das Seine zum Gelingen bei  (es war schon fast zu viel des Guten).  Der Genuss ostpreußischer und schlesischer Spezialitäten wurde durch das oberschlesische Blasorchester (Ratingen) untermalt, die Tanzgruppe Weniger Hohenlimburg  versorgte das Auge mit Erinnerungen an die Kultur der alten deutschen Ostprovinzen. Der Ostpreußenchor Remscheid lud zum Mitsingen ein.

Natürlich ging es bei dieser Veranstaltung nicht nur um das körperliche Wohlbefinden der Gäste – es sollten auch Botschaften vermittelt werden. Manches davon zum wiederholten Male aber es spricht wohl nichts dagegen, das Bewusstsein in unserem Volk in Sachen Flucht und Vertreibung 1945 durch wiederholte Informationsvermittlung wach zu halten aber auch durch Kommunikation neuer bzw. alter - aber wenig bekannter - Sachstände weiter zu entwickeln.

Pfarrer Martin Loseries, Solingen-Wald verwies in seiner kurzen Andacht auf Stellen in der Bibel, wo es (z.B. bei Paulus) bereits um das Heimatrecht und die Behandlung von Neuankömmlingen geht. Der Übergang zum offiziellen Teil wurde durch das Geläut der Königsberger und Breslauer Glocke untermalt.

Jürgen Zauner, Vorsitzender der Landsmannschaft Ostpreußen in NRW, widmete in seiner Begrüßung besondere Aufmerksamkeit einigen Personen aus dem politischen Raum und Verbandsvertretern, die der Einladung gefolgt waren, sowie Referenten, die mit ihren Beiträgen den Informationsteil bereicherten. Dank richtete er an die Bezirksregierung, die für die Veranstaltung Fördermittel bereitgestellt hatte und Dank an die Mitarbeiter die die Organisation der Veranstaltung durchgeführt haben. In seiner kurzen Ansprache ging er  u.a. auf die fälschliche Verwendung von Begriffen  bei der historischen Bewältigung den Flucht- und Vertreibungsvorgängen ein. Dazu gehöre etwa die sogenannte „Wiedergewinnung der  Polnischen Westgebiete“ oder  die undifferenzierte Verwendung des  „Befreiungs“-Begriffes für den 8.Mai 1945.

Mit einem innigen Aufruf zum Totengedenken und zur Trauer um die vielfältigen Opfern – von Soldaten bis hin zu Kindern, die in der großen Mehrheit diesen Krieg nicht gewollt hatten, setzte Jürgen Zauner einen in dieser Festumgebung ans Herz gehenden aber notwendigen Akzent. Verbunden damit erfolgte eine Kranzniederlegung.

NRW-Landesvorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft Rudi Pawelka erinnerte in seiner Rede an das bemerkenswerte  Verhalten unseres Bundespräsidenten Gauck, der in der Berliner Gedenkveranstaltung am 20. Juni erstmals auf hoher politischer Ebene deutliche Begriffe bezüglich der demütigenden Behandlung von Deutschen Bürgern im Rahmen von Flucht und Vertreibung verwendet hat. Erfreulich seien auch bisher ungewohnte Klartext-Formulierungen in einigen Medien; so sprach die FAZ z.B. in einem Artikel von „Menschenrechtsverbrechen“.  Eines der seit langem als besonders wichtiges und bisher nicht aufgearbeitetes Anliegen von Rudi Pawelka ist die nicht anerkannte und kompensierte Rolle deutscher Menschen zum Kriegsende als Zwangsarbeiter der Sieger. Hieran müsse weiter gearbeitet werden. Der Beitrag von Monika Wahlhoff geht in diese Richtung.

Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft mahnte in seinem Grußwort, die Leistungen und Erfolge der Landsmannschaften – so vor allem das kürzlich erfolgte Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover nicht kleinzureden.   Mit der Aussage „wir werden älter – aber nicht unbedingt weniger“ gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich auch weiterhin, verstärkt auch jüngere Kräfte, den Anliegen der Landsmannschaften widmen.

In ihren Gastbeiträgen ernteten Monika Wahlhoff und Dr. Tobias Körfer von der Agmo e.V. hohe Aufmerksamkeit. Frau Wahlhoff berichtete von eigenen Erfahren mit Zwangsarbeit zum Ende des Krieges. Sie hat diese Erfahrungen in einem Buch „eine Handvoll Leben“ niedergeschrieben, das auch zum Verkauf auslag. Dr. Körfer konkretisierte in seinem Beitrag noch einmal die Fehlverwendung des undifferenzierten „Befreiungs“-Begriffes, in dem er darauf hinwies, dass der Tag der Befreiung für viele Menschen in Europa nicht der 8. Mai 1945 war, sondern weitere 45 Jahre auf sich warten ließ.

Alles in Allem eine schöne und fruchtbare Veranstaltung, der man gerne beiwohnte.