Rundschreiben Nr. 7-16 vom 21. Dezember 2016


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,

am Ende des Jahres blicken wir zurück auf besondere Ereignisse und auf die für Schlesien geleistete Arbeit. Hervorheben möchte ich aber nur Themenbereiche von denen ich glaube, dass sie es wert sind, noch einmal in Erinnerung gerufen zu werden.

Schlesien bewusst machen

Kaum jemand weiß, welchen bedeutenden Anteil Schlesien und die Schlesier für die Entwicklung ganz Deutschlands hatten, der so bis heute nachwirkt. Hieran stets zu erinnern, macht deutlich, welchen Verlust Deutschland durch die Annexion Schlesiens und des ganzen Ostdeutschlands, einhergehend mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung, erlitten hat. Wenn wir die Leistungen der Schlesier immer wieder bewusst machen, so erfüllen wir damit das Vermächtnis unserer Vorfahren, stärken aber auch das Selbstwertgefühl der Vertriebenen.

Hierzu einige Anmerkungen:

Schlesische Baumeister waren die besten ihrer Zeit. Sie wurden deshalb mit dem Bau der heute meist besuchten Bauwerke in Deutschland beauftragt. Man denke an den Kölner Dom (Zwirner), das Brandenburger Tor (Langhans) oder den Berliner Dom (Raschdorf). Wir können auch stolz sein auf 13 schlesische Nobelpreisträger mit teilweise bahnbrechnenden Erfindungen. Die soziale Frage hatte ihren Anfang in Schlesien. Der Weberaufstand 1844 als erster Arbeiteraufstand in Deutschland inspirierte den Breslauer Ferdinand Lassalle zur Gründung der „Allgemeinen Deutschen Arbeitervereine“, die in der Gründung der SPD mündete. Die Breslauer Universität setzte ein Zeichen der Toleranz indem sie, erstmalig in Deutschland, eine katholische und eine evangelische Fakultät unter einem Dach vereinte. Später fand dieses Modell auch im übrigen Deutschland Eingang. 1854 kam noch ein Seminar für die Rabbinerausbildung an der Breslauer Universität hinzu.

Von Anbeginn erwiesen sich die Schlesier als besonders wehrhaft, wenn es um die Verteidigung der Freiheit ging. Erinnert sei an die Jahre 1241 (Kampf gegen die eingefallenen Mongolen), 1813 (erste gewonnene Schlacht gegen ein Heer Napoleons an der Katzbach) und an die NS-Zeit, in der die größte Widerstandsgruppe in Deutschland im Kreisauer Kreis einen Mittelpunkt hatte.

Viele bedeutende Frauen und Männer aus Schlesien wären außerdem zu nennen, die besten Flieger ihrer Zeit, der Breslauer Manfred von Richthofen und Hanna Reitsch aus Hirschberg sowie Dichter wie Josef von Eichendorff oder Gerhart Hauptmann. Aus dem kirchlichen Bereich dürfen Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein oder Leo Beack nicht vergessen werden.

Die Landesgruppe hat versucht, hierüber aufzuklären u.a. am Tag der Schlesischen Kultur (12.11.2016 in Düsseldorf) oder auf dem Landestreffen am 19.Juni auf Schloss Burg. Wir wollen dies auch 2017 fortsetzen.

Über den Kulturtag am 12. November füge ich diesem Rundschreiben einen kurzen Bericht mit einigen Bildern bei (siehe Startseite).

Anerkennungsleistung für deutsche Zwangsarbeiter

Über die Möglichkeit, diese Leistung zu erhalten, hatte ich bereits in früheren Rundschreiben aufmerksam gemacht. Inzwischen sind schon einige tausend Anträge beim Bundesverwaltungsamt eingegangen und bewilligt worden. Diese sehr späte Entschädigung bedeutet nicht nur eine finanzielle Zuwendung. Das Bewilligungsschreiben ist auch ein Dokument dafür, was insbesondere Frauen und Kindern angetan wurde. Bitte versuchen Sie, für diese Anerkennungsleistung zu werben und Betroffenen für eine Antragsstellung zu gewinnen. Hiermit zeigen wir, dass wir für unsere Landsleute da sind.

Der Landesvorstand wünscht Ihnen frohe Festtage und ein glückliches neues Jahr.

Schlesien Glückauf

Rudi Pawelka