Rundschreiben Nr. 3 - 2020


                                                                                                                                                                                                                                    10. Juli 2020

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute!

Trotz der Corona Krise ging unsere Arbeit für Schlesien weiter und wird vor allem im Herbst wieder einige sichtbare Aktivitäten zeigen.

1. Landesdelegiertenversammlung

Leider mussten wir die Landesdelegiertenversammlung am 9. Mai 2020 wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie absagen. Der geschäftsführende Vorstand hat beschlossen, die Veranstaltung für den Sonnabend, 12. September 2020 neu einzuberufen. Hierzu wird noch gesondert eingeladen. Die bereits zugestellte Tagesordnung bleibt bestehen. Es wird gebeten, diese Einladung weiter aufzubewahren. Sollte diese Unterlage nicht mehr vorhanden sein, so bitte ich um eine Nachricht, damit Ihnen diese erneut zugeschickt werden kann.

2. Vertriebenengedenktag auf Schloss Burg am 20. Juni

Wegen der Pandemiekrise konnte die Gedenkveranstaltung des BdV nur in kleinem Kreis stattfinden. Für den BdV-Landesvorstand legte ich im Inneren des Batterieturms einen Kranz nieder. Die Landesregierung war durch Herrn Bernd Werdin, Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) vertreten, der neben mir auch eine Gedenkrede hielt und ebenfalls die Toten von Flucht und Vertreibung durch einen Kranz ehrte. Die Landesgruppe der Deutschen aus Russland, die Stadt Wermelskirchen und die Schlesier, Pommern und Ostpreußen aus dieser Stadt, unter Führung von unserem Vorsitzenden, Herbert Kaluscha, schlossen sich dem mit eigenen Kränzen an. Bürgermeister Ernst Lauterjung vertrat die Stadt Solingen. Er zeigte seine Anteilnahme durch seine aktive Teilnahme an der Kranzniederlegung. Während dieser Zeremonie läuteten die Glocken aus Breslau und Königsberg aus dem anliegenden Glockenturm, die den feierlichen Anlass wirkungsvoll hervorhoben.

Den Wert vom Gedenken hatte der Vorstand des Verbandes der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) in seiner Erklärung zum Ende des 2. Weltkriegs in folgenden Worten zusammengefasst: „Die Opfer sterben in Wirklichkeit unwiederbringlich erst dann, wenn sie der Vergessenheit anheimfallen.“




 

 


3. Schlesier Paul Löbe vor 100 Jahren Reichstagspräsident

 Von 1920 bis 1932 wurde der Sozialdemokrat Paul Löbe zum Reichstagspräsident gewählt und blieb es mit kurzer Unterbrechung fast 13 Jahre. Erst als die NSDAP 1932 stärkste Partei wurde, verlor er sein Amt an Hermann Göring. Paul Löbe wurde am 14.12.1875 in Liegnitz/Niederschlesien geboren. Sein Weg führte ihn zunächst in die schlesische Hauptstadt Breslau. Hier verfasste der gelernte Buchdrucker Artikel für die Breslauer „Volkswacht“, ehe er 1903 für 16 Jahre deren Chefredakteur wurde. In der Breslauer Stadtverordnetenversammlung und dem schlesischen Landtag begann er seine politische Karriere. 1919 wurde er Abgeordneter der SPD im Berliner Reichstag und 1920 Reichspräsident. Anerkannt sind bis heute seine ausgleichende Amtsführung und seine Standhaftigkeit. Schon in der Kaiserzeit erfolgte eine Inhaftierung, weil er u.a. an dem Drei-Klassenwahlrecht Kritik geübt hatte. Auch unter der NSDAP wurde er erneut eingesperrt und in einem KZ schwer misshandelt.

Nach dem Krieg errang er schon 1949 ein Bundestagsmandat und konnte als Alterspräsident den Bundestag eröffnen. Die Schlesier haben das Wirken ihres Landsmannes stets anerkannt. Sie wünschen sich, dass es auch heute Politiker seiner Prägung gibt.




 

 


4. Verharmlosung der Vertreibung in Kreisau

Gut Kreisau, einst Sitz der Familie von Moltke und nach dem Krieg bekannt geworden als Namensgeber für den größten Widerstandskreis gegen Hitler, ist heute eine Internationale Jugendbegnungstätte. Sie trägt den Namen „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“ Niedersachsen als Patenland für Niederschlesien fördert diese Einrichtung seit vielen Jahren.

Merkwürdig ist jedoch, wie die Vertreibung der Deutschen und die Neuansiedlung von Polen auf Schautafeln auf dem Gebäude dargestellt werden. So wird behauptet, dass polnische Familien, die als Opfer stalinistischer Deportationen nach Sibirien 1945 nach Polen zurückgekehrt waren, in den ehemaligen deutschen Ostgebieten leben werden.

Richtig ist, dass die Sowjets ca. 1 Mio. Polen nach ihrem Einmarsch 1939 deportierten. Falsch ist, dass ein nennenswerter Teil zurückkehren durfte. Noch vor ca. 15 Jahren gab es in Polen eine öffentliche Diskussion über den Rechtsstatus der in Sibirien lebenden Polen. Schlimm ist aber die Aussage: „Deutsche verlassen ihre Häuser und ihre Stadt Breslau, die durch die Entscheidung der Großmächte Polen zugeteilt wurde.“ Dies suggeriert, es habe einen freiwilligen Umzug gegeben. Eine unglaubliche Verharmlosung der verbrecherischen Vertreibung, die hunderttausende Tote gekostet hat. Ein Bild von Vertriebenen auf einem Bahnsteig, dass Deutsche zum Abtransport zeigt, trägt nur den polnischen Namen Swiebodzki und nicht den deutschen.


5. Handschrift des Deutschlandliedes entdeckt

 Mit dieser Überschrift verblüffte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ)“ in ihrer Ausgabe vom 21. Juni 2020. In dem Leitartikel unserer Zeitung Ausgabe 3/2018 hatte ich auf die enormen Bestände von Raubkunst in Polen behandelt, die überwiegend in Krakau lagern. Darunter befindet sich auch das Original des Deutschlandliedes, so wie es Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland verfasst hatte.

Was stimmt nun an der Meldung der „FAZ“? Entdeckt wurde jetzt nur die erste Strophe seines Werkes in Meldorf im Kreis Dithmarschen als handschriftlicher Eintrag in einem Klassenbuch einer Schule, die von Fallersleben vier Jahre nachdem er das Deutschlandlied erschaffen hatte, besuchte. Dass nur die dritte Strophe bei offiziellen Anlässen gesungen werden soll, geht auf eine Vereinbarung zwischen Ex-Bundespräsident Theodor Heuß und Ex-Bundeskanzler Konrad Adenauer zurück. Die „FAZ“ bestätigt diese Rechtslage, indem sie die erste Strophe als Deutschlandlied bezeichnet.

Irritierend bleibt die Überschrift der „FAZ“, denn es wurde ja nicht das gesamte Deutschlandlied „entdeckt“ und auch nicht das Original, sondern nur ein nachträglicher Eintrag, der die 1. Strophe betrifft. Alle drei Strophen in der Urform befinden sich nach wie vor als Raubkunst in Krakau. Polen weigert sich, dieses wichtige Kulturgut herauszugeben. Ebenso wird dies, entgegen Völkerrecht und den Abmachungen des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages, bei vielen tausend anderen deutschen Kulturgütern verweigert.

 

Ich grüße Sie herzlichst

Schlesien Glückauf!


gez.Rudi Pawelka

Landesvorsitzender