Rundschreiben Nr. 4-16 vom 1. Juni 2016
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute,
wiederum gibt es über wichtige Ereignisse aus dem letzten Monat zu berichten, die für die Arbeit in unserem Verband bedeutsam sind. Ich bitte, diese Themen auch in den Gruppen zu behandeln.
Landesdelegiertenversammlung am 21. Mai 2016 in Oberhausen.
Es standen zwar keine regulären Vorstandswahlen an, sehr engagiert geführte Diskussionen sorgten jedoch für eine stetige Spannung im Saal. Dabei ging es in erster Linie um das Verhältnis zur Bundesgruppe. Bundesvorsitzender Rauhut, seine Stellvertreterin Sappelt und Bundesgeschäftsführer Spielvogel setzten sich dabei vehement für eine Beitragserhöhung von 10,00 auf 12,00 Euro pro Mitglied an die Landesgruppe ein, um eine 30-prozentige Beitragserhöhung des Landes an den Bund zu ermöglichen. Außerdem sollte die Beitragserhöhung bereits am 1. Juli umgesetzt werden. Dieser Forderung folgten die Delegierten mit deutlicher Mehrheit nicht. Stattdessen wurde mit ebenso deutlicher Mehrheit ein in der Versammlung modifizierter Antrag des geschäftsführenden Landesvorstandes angenommen, der diesen verpflichtet, mit dem Bundesvorstand in Verhandlungen über die Bedingungen einzutreten, unter denen eine weitere Mitgliedschaft möglich ist. Hierzu zählt auch die Offenlegung des Haushalts des Bundes wie dies bis 2013 selbstverständlich war. Innerhalb Jahresfrist hatten hierzu bereits drei ergebnislose Gespräche stattgefunden.
Auch über die Existenz der Schlesischen Jugend wurde gestritten. Nach Informationen des Landesvorstandes gab es seit mindestens 12 Jahren keine Landesvorstandswahlen und damit auch keine legitimierten Vertreter mehr, die eine Schlesische Jugend in NRW repräsentieren können. Aufforderungen an die bisherigen Akteure, von denen im Übrigen keiner unter 50 Jahren ist, einen gesetzmäßigen Zustand herzustellen, wurden ignoriert. Wir hoffen, dass alsbald eine Konsolidierung erfolgt, damit die Rechte aus unserer Satzung wahrgenommen werden können.
Über beide Komplexe entfachte sich ein von den Vertretern der Bundesgruppe ausgehender Disput, der von ihnen auch mit schlimmen Beleidigungen, in großer Lautstärke bis hin zu einem Schlagen auf den Tisch geführt wurde. Rauhut und Sappelt mussten von Delegierten zu einem disziplinierten Verhalten ermahnt werden.
In meinem Vortrag stellte ich die zukunftsgerichtete Arbeit der Landesgruppe in den Mittelpunkt und nannte als Beispiele den Tag der Schlesischen Kultur, das Landestreffen auf Schloss Burg und die sechstägige Fahrt nach Schlesien. Es muss künftig noch stärker die Hochkultur im Mittelpunkt stehen, da hierdurch auch das Ansehen der Vertriebenen wächst. Gerade Schlesien hat vielfach Entwicklungen angestoßen, die später in ganz Deutschland Eingang fanden. Ich bat deshalb im April bei einer Begegnung mit Kulturstaatsministerin Grütters, diesen Aspekt noch stärker zu unterstützen, u. a. auch durch die Erstellung entsprechender Ausstellungen. Des Weiteren ging ich auf folgende Themen ein:
Wie bereits im Rundschreiben Nr. 4 mitgeteilt, wurde ich am 9. April zum Landesvorsitzenden des BdV gewählt. Den Besuch von Ministerpäsidentin Kraft bei der anschließenden Kundgebung nutzte ich, Frau Kraft an einige Leistungen der Schlesier zu erinnern. Für die soziale Entwicklung in Deutschland nannte ich Ferdinand Lassalle, für die Baukultur die schlesischen Baumeister, die den Kölner Dom, das Ständehaus in Düsseldorf, das Brandenburger Tor und den Berliner Dom errichtet haben.
Für mich ist es besonders wichtig, deutsche Spuren in Schlesien zu hinterlassen. Dies kann über die Heimatgruppen, die Städtepartnerschaften oder andere Initiativen erfolgen. Die neu gegründeten deutschen Fußballschulen oder das geplante Sportmuseum über den Sport in Schlesien seit 1815 sind Beispiele hierfür.
Der Beschluss des Deutschen Bundestages von Oktober 2015 für eine Anerkennungsleistung an deutsche Zwangsarbeiter, für die ich als Sprecher des Arbeitskreises Deutsche Zwangsarbeiter seit dem Jahr 2000 gearbeitet habe, liegt mir besonders am Herzen, da es sich um eine Anerkennung des einzigartigen Schicksals bisher vergessener Menschen handelt. Sobald die Richtlinien für eine Vergabe vorliegen, werden wir Informationsveranstaltungen organisieren.
Ein noch nicht abgeschlossenes Thema ist die Praxis der Behörden, bei der Eintragung in amtliche Dokumente, Geburtsorte in polnischer Sprache oder bei Schlesiern als Geburtsland Polen einzutragen. Hier müssen wir weiter unterstützend tätig werden.
Auch die Konzeption der Vertriebenenstiftung birgt nach wie vor viele Falschdarstellungen. Dies muss stets thematisiert werden, damit Geschichtsklitterungen nicht obsiegen.
Die Landesdelegiertenversammlung wählte Hans Eifler (Königswinter) zum Nachfolger des verstorbenen Landesschriftführers Peter Richter. An ihn sowie an Dorothea Walda, Gertrud Knappe (Siegburg) und Maria Magdalena Teidel (Ennepetal) gedachte die Versammlung in einem stillen Gedenken.
Als neue Angestellte auf der Landesgeschäftsstelle stellte ich Frau Angelika Hermann vor, die ihre Tätigkeit Anfang April aufgenommen hatte. Ich dankte für ihr Engagement, vor allem bei der Abwicklung der Landesdelegiertenversammlung.
Landestreffen mit den Ostpreußen am 19. Juni auf Schloss Burg.
An diese herausragende öffentlichkeitswirksame Veranstaltung wird noch einmal erinnert. Ab 10:00 Uhr können sich die Teilnehmer einfinden. Ab 14.00 Uhr folgt dann das offizielle Programm. Die Landesgruppe wird Schlesien mit einem eigenen Stand repräsentieren. Das Treffen findet zwar auf dem Vorplatz des Glockenturms statt, es stehen jedoch Sitzbänke und Zeltüberdachungen zur Verfügung. Bitte nehmen Sie zahlreich an dieser Veranstaltung teil.
Vertriebenengedenktag am 20. Juni.
Nachdem die Bundesregierung 2014 den Beschluss gefasst hatte, den 20. Juni als Gedenktag für die deutschen Vertriebenen zu bestimmen, würdigte der Landesverband des BdV 2015 die Opfer der Vertreibung im Glockenturm auf Schloss Burg, der zentralen Vertriebenengedenkstätte in NRW. Der geschäftsführende Landesvorstand der Landsmannschaft Schlesien nahm daran teil, da er wegen der Vorbereitung des letztjährigen Landestreffens anwesend war. Die Städte Solingen, Wuppertal und Remscheid hatten Vertreter entsandt. Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales vertrat Staatssekretär Thorsten Klute.
Die diesjährige Kranzniederlegung erfolgt
am 20. Juni, 15:00 Uhr, auf Schloss Burg
Wir laden Sie ein, hieran teilzunehmen. Insbesondere die anliegenden Gruppen sind hierzu aufgerufen.
Einher geht mein Appell an Sie alle, kurze Gedenken des BdV mit einer Kranzniederlegung vor Ort zu unterstützen bzw. dazu anzuregen.
Helfen Sie mit, das Schicksal der Vertriebenen in das Bewusstsein zu bringen und den Opfern ihre Würde zurückzugeben.
Polnisches Museum zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs.
Bereits 100 Millionen Euro wurden in dieses Projekt investiert, das noch in diesem Jahr in Danzig eröffnet werden soll. Inzwischen stellt sich heraus, dass die polnische Regierung die bisherige Konzeption in ihrem Sinne verändern will. Es soll nur noch der polnische Blickwinkel dominieren. Die globale Perspektive, wie sie in der Konzeption enthalten war, genügte ihr nicht, obwohl in ihr auch polnische Erfahrungen nicht zu kurz kamen.wischen stellt sich heraus, dass die polnische Regierung die bisherige Konzeption in ihrem Sinne verändern will. Es soll nur noch der polnische Blickwinkel dominieren. Die globale Perspektive, wie sie in der Konzeption enthalten war, genügte ihr nicht, obwohl in ihr auch polnische Erfahrungen nicht zu kurz kamen. Der stellvertretende polnische Kulturminister Sellin möchte das „polnische Heldentum“, wie er sagte, ohne dunkle Flecken dargestellt wissen.; so werden auch die polnischen Judenpogrome keine Rolle spielen. Die jungen Polen sollen, so Parteichef Kaczyński, ihre Identität auf Würde und Stolz begründen und nicht auf einer Pädagogik der Schande. Zwar war für das Museum ein wissenschaftlicher Beirat mit dem international renommierten britischen Historiker Norman Davies als Vorsitzenden eingesetzt worden, der aber keine Rolle mehr zu spielen scheint. Selbst über die Entscheidung, das Weltkriegsmuseum mit dem Museum der Westerplatte zusammenzulegen, wurde er, wie auch die polnische Direktorin, nicht informiert. Die Regierung machte deutlich, dass sie es ablehnt, ausländische Wissenschaftler darüber entscheiden zu lassen, was in ihr Museum kommt. Genau umgekehrt verhält sich Deutschland in Bezug auf die Vertriebenenstiftung. Im Übrigen hatte der Brite Davies wegen seiner Arbeiten aus polnisch-patriotischer Perspektive, die für das polnische nationale Selbstverständnis von hoher Bedeutung sind, mehrere Ehrendoktortitel und Ehrenbürgerschaften erhalten. Dies zählt jetzt aber nichts mehr.
Ich grüße Sie mit einem herzlichen
Schlesien Glückauf!
Rudi Pawelka
Landesvorsitzender